Von Züchtern und Vermehrern

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem seriösem Züchter und einem Vermehrer?

Ist es nicht so, dass wir auf diversen Kleinanzeigen Portalen immer wieder auf Anzeigen stoßen, in denen es heißt: „Junge Meerschweinchen vom Hobbyzüchter“ oder so ähnlich?

Aber was ist eigentlich ein Hobbyzüchter? Und wie erkenne ich den Unterschied, ob das ein richtig seriöser Züchter ist, oder NUR ein Vermehrer? Und, machen das nicht alle irgendwie als Hobby? Wenn ich bedenke, dass ich als Züchter noch nie einen einzigen Cent daran verdient habe, dann frage ich mich, wie all die Massenvermehrer das eigentlich machen. Rentiert sich das Ganze? Oder machen sie das nur, weil die Babys vier Wochen lang so unheimlich süß sind?

Nun, ich werde ein paar Stichpunkte durchgehen und versuche das Ganze etwas aufzuklären. Was unterscheidet den seriösen Züchter von all den anderen Vermehrern?

Zuallererst, züchtet ein seriöser Züchter nur für sich selbst. Was er nicht für seine Zucht benötigt, weil die Farbe nicht stimmt oder nicht ganz in seine Zucht passt, wird er abgeben. Diese Tiere werden dann liebevoll weiter vermittelt und in neue geeignete Haltungen abgegeben.

Ein Vermehrer wird den Nachwuchs regelmäßig komplett abgeben und wenn mal ein besonders hübsches buntes dabei ist, wird er es möglicherweise behalten. Damit kann man ja schließlich gleich weiter vermehren.

Seriöse Züchter gehen auch in Genetikseminare und pauken Genetik über Farben und Rassen. Sie möchten schließlich nicht bunt durcheinander verpaaren, sondern haben ein Ziel das sie erreichen möchten. Vermehrer wissen oft nicht einmal, dass es so etwas überhaupt gibt. Sie setzen alles zusammen. Egal ob langhaarig mit kurzhaarig oder Schimmel/Dalmatiner mit Weißscheckung.

Dass diese Tiere dabei auf der Strecke bleiben und gesundheitliche Schäden davon tragen können, davon haben Vermehrer keine Ahnung. Sie bilden sich ja nicht fort. Wozu auch. Man kann ja auch einfach alles zusammen setzen, was vier Füße hat und nur ein bisschen nach Meerschweinchen aussieht. Was sie aber ihren Tieren damit antun und das dies auch lebensgefährlich sein kann, ist ihnen egal. Wozu auch. Für 5 Euro gibt’s doch wieder ein neues Meerschweinchen.

Ein guter Züchter klärt schon im Vorfeld auf und ist stets bemüht seine Tiere gut zu vermitteln. Er wird genau wissen wollen, in welche Haltung seine Lieblinge ziehen sollen. Sie sollen es ja gut haben.

Dabei spielt die Größe des Stalles eine große Rolle. Denn welches Tier möchte schon in einem kleinen Gitterkäfig sein Leben verbringen. Deshalb sollte der bereitgestellte Platz PRO Tier mindestens ein halber Quadratmeter betragen. Bei Böcken sagt man allerdings einen ganzen Quadratmeter pro Tier. Da diese etwas mehr Platz benötigen, um sich ohne Zankereien aus dem Weg gehen zu können. Einem Vermehrer ist das egal, da kann man die Tiere in einen Gitterknast setzen und man wird sogar noch dazu ermutigt so einen zu kaufen. Oder man wird noch nicht mal danach gefragt. Wie sagt man so schön? Aus dem Auge, aus dem Sinn. Hauptsache raus aus dem Stall und Platz für neue Vermehrerschweinchen. Denn meistens sitzen die Mütter, die gerade erst diese süßen kleinen Babys aufgezogen haben, schon wieder in Verpaarung und es braucht ja Platz für den neuen Nachwuchs. Deshalb werden die Kleinen auch schon ab 5 Euro angeboten, damit sie auch schnell wieder aus dem Stall verschwinden. Denn kostet ein Tier schon wieder 20 Euro aufwärts, ist es bereits für die „Geiz ist Geil“ Mentalisten zu teuer und uninteressant. Ein guter Züchter hingegen wird seine Damen allerhöchstens drei bis viermal in Verpaarung setzen und danach in ihre wohlverdiente Rente schicken. Meist ist dies wieder ein gut gewähltes Liebhaber Zuhause, dass der Züchter mit aller Vorsicht auswählt. Die Zuchtpausen der Damen betragen hier auch zwischen drei und neun Monate, solange, wie eben die Dame braucht um sich gut von ihrem letzten Wurf zu erholen. Oder eben man noch keinen Platz hat, um eine weitere Verpaarung zu setzen. Man möchte ja in aller Ruhe seine Tiere gut vermitteln, die nicht in der Zucht bleiben. Die Böcke, die aus der Zucht gehen, werden ausschließlich kastriert und bleiben entweder als Liebhabertier oder werden ebenso gut weiter vermittelt.

Auch der Böckchennachwuchs wird nicht unkastriert abgegeben. Es sei denn, sie gehen in eine gute Zucht. Das ein Züchter mehr Aufwand mit Kastraten betreibt, ist klar. Der neue Besitzer hat kein Kastrationsrisiko und bekommt seinen neuen Kastrat bereits mit verheilter Kastrationswunde. Ja sogar die Kastrationsfrist ist bereits abgesessen und der neue Besitzer kann den Kastrat sofort integrieren.

Ein guter Züchter unterstützt keine Vermehrerei und ist immer bemüht seine Tiere nicht an Vermehrer abzugeben. Deshalb sind die Böckchen kastriert und die Mädel werden ausschließlich mit „nur als Liebhabertier abzugeben“ bezeichnet.

Seriöse Züchter werden auch nicht müde ihre „Kunden“ ausreichend vor dem Kauf zu beraten. Und auch nach dem Kauf werden sie immer erreichbar sein, sollten Fragen aufkommen. Sie geben weiterhin Tipps und beraten so gut es geht. Sie beraten auch gemeinsam, welches Tier in die bestehende Gruppe passt und welches sich nicht dazu eignet.

Sollte einmal ein Tier vor dem Kauf krank werden, setzt ein guter Züchter den neuen Eigentümer in Kenntnis. Das Tier verbleibt solange im heimatlichen Stall, bis es wieder gesund ist und ausziehen darf. Bei Vermehrern bekommen sie die Krankheiten gleich mit nach Hause und sie müssen dann erst einmal den Tierarzt aufsuchen.

Vemehrer beliefern auch die nahe stehenden Zoohandlungen mit ihrem „Überschuss“ oder setzen sie zur Not auch mal aus. Ja, sogar vor Schlangenhaltern machen sie keinen Halt und preisen ihre Tiere auch ganz gerne als „Schlangenfutter“ an. (alles schon selbst erlebt und gesehen) Hauptsache raus aus dem Stall, damit wieder Platz für die nächsten Babys vorhanden ist. DAS ALLES macht ein seriöser Züchter NICHT!

Und sollte einmal jemand seine Tiere nicht mehr behalten können, aus welchem Grund auch immer, ein guter Züchter nimmt seine Tiere wieder zurück! Tiere von seriösen Züchtern landen im Normalfall nie im Tierheim oder in der Notstation. Es sei denn, der Besitzer hat den Züchter nicht davon unterrichtet und die Tiere einfach dort hingebracht.

Allerdings ist dies alles keine Garantie. Weder von der einen, noch von der anderen Seite. Man muss immer sehen an wen man gerät. Es gibt leider überall schwarze Schafe. Und deshalb sollte man sehr gut aufpassen, wem man seine Tiere gibt und von wem man seine Tiere holt.

Und was wichtig ist, unterstützt keine Vermehrer. Je weniger ihnen abgenommen werden, desto weniger können sie produzieren.